4 Fragen an…
Prof. Dr. Claudia Kemfert

Nicht abschrecken lassen von Hürden oder Bedenkenträgern.

Frau Prof. Dr. Kemfert, die gesellschaftliche Akzeptanz für den Klimaschutz zu stärken wird immer wichtiger. Wie sollte kommunaler Klimaschutz grundsätzlich aussehen, damit Bürger*innen sich damit identifizieren? Und damit sie motiviert sind, sich selbst ebenfalls mehr für den Klimaschutz zu engagieren?

Kommunaler Klimaschutz sollte zusammen mit den Bürger*innen vor Ort stattfinden, Wissen vermitteln und Lösungen gemeinschaftlich erarbeiten. Kommunaler Klimaschutz ist vielfältig und hängt stark an örtlichen Gegebenheiten. Allen gemeinsam ist jedoch das Ziel des lokalen Klimaschutzes mit einer Senkung von Emissionen, Lärm und Feinstaub durch eine gezielte Förderung des emissionsfreien ÖPNV samt Elektromobilität, der Förderung energetischer Gebäudesanierungen, dem Ausbau von Fahrrad- und Fußwegen und dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien.

Schnell sichtbare Erfolge haben für alle Beteiligten einen motivierenden Charakter. Was sollte aus Ihrer Sicht auf kommunaler Ebene relativ einfach umsetzbar sein?

Der Ausbau der Fahrrad- und Fußwege sollte umsetzbar sein, aber auch der Einsatz von Elektrobussen oder die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden. Akzeptanzsteigernd sind aber auch die Gründung einer gemeinsamen Energiegenossenschaft oder die Schaffung eines Klimabürgerrats.

Das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen wird zunehmend immer schwieriger. Was muss passieren um trotz verwaltungstechnischer Hürden mehr Schwung und Tempo in den kommunalen Klimaschutz zu bekommen?

Wichtig ist, dass man ins Handeln kommt und sich nicht abschrecken lässt von Hürden oder Bedenkenträgern sondern loslegt und macht. Gemeinschaftlich Lösungen erarbeiten und umsetzen ist das Gebot der Stunde.

Haben Sie für kommunale Klimaschutzmanager*innen sonst noch einen guten Tipp?

Oftmals behindern Bundesvorhaben jedoch die Umsetzung vor Ort, wie beispielsweise die Straßenverkehrsordnung oder der Bundesverkehrswegeplan bei der lokalen Schaffung von Fahrradwegen. Diese müssen angepasst werden und statt autozentrierter die menschengerechte Mobilität in den Vordergrund stellen. Kommunale Klimaschutzmanager sollten sich vernetzen und ihre Erfahrungen der Bundesebene mitteilen und auf Veränderungen drängen. Nur so lassen sich die noch immer starken Barrieren überwinden.

Zur Person.

Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität.
Bis 2019 war sie Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance (HSoG).
Von 2004 bis 2009 hatte sie die Professur für Umweltökonomie an der Humboldt-Universität inne.

Die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des DIW Berlin, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., ist in drei Forschungsbereiche untergliedert und untersucht energie-, verkehrs- und umweltpolitische Strategien einer nachhaltigen Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Transformation der Energiewirtschaft und die Frage, wie sich die Energie- und Klimapolitik auf die Ressourcen- und Umweltmärkte
auswirkt. Außerdem werden spezifische Aspekte von Verkehrsmärkten analysiert.

Bildquellen:
DIW © Roland Horn,
DIW Berlin